Suum cuique – Jedem das Seine – beschreibt seit Platon einen Grundsatz der allgemeinen Gerechtigkeit, wonach jeder das erhalten soll, was ihm auch wirklich zusteht.
Im juristischen Sinne findet sich dieser Grundsatz bei Cicero[1] in der Forderung, die Gesellschaft der Menschen aufrechtzuerhalten, jedem das Seine zukommen zu lassen und vertragliche Abmachungen verlässlich einzuhalten: in hominum societate tuenda tribuendoque suum cuique et rerum contractarum fide.
Aber auch im Corpus Iuris Civilis findet sich dieser Grundsatz. So beginnen die Institutiones des Kaisers Justinian mit diesem ursprünglich von Ulpian[2] formulierten Grundsatz als Programmsatz[3]:
Iustitia est constans et perpetua voluntas ius suum cuique tribuendi.
Die Gerechtigkeit ist der beständige und dauerhafte Wille, jedem sein Recht zukommen zu lassen.
Und weiter[4]:
Iuris praecepta sunt haec: honeste vivere, alterum non laedere, suum cuique tribuere.
Die Gebote des Rechts sind diese: Ehrenhaft leben, niemanden verletzen, jedem das Seine gewähren.
Aber auch in der Politik wurde dieser Spruch gebraucht und mißbraucht. So war beispielsweise die lateinische Variante „suum quique“ – verstanden als „Jedem nach seinem Verdienst“ – die Ordensdevise des vom preußischen König Friedrich I. gestifteten Schwarzen Adlerordens. Dagegen pervertierten die Nationalsozialisten den Spruch „Jedem das Seine“, indem sie ihn – von innen lesbar – über dem Haupttor des Konzentrationslagers Buchenwald anbrachten.